Wandern in Äthiopien – Vier Tage durch die Simien Mountains

Wandern in Äthiopien

Diesen tollen Artikel zum Wandern in Äthiopien hat mir meine wunderbare Freundin Birte geliefert. Ich hab sie während meiner Weltreise 2012 in Neuseeland kennen gelernt und wir haben noch immer Kontakt. Treffen ist nicht immer so leicht, aber zumindest über Social Media schaffen wir es immer mal wieder zu quatschen. Nachdem sie schon von ihren Wanderabenteuern im Balkan berichtet hat, nimmt sie uns diesmal mit in die Simone Mountains in Äthiopien. Ich hoffe Dir macht der Artikel genau so viel Spaß wie mir!

Fragen und Kommentare leite ich natürlich an Birte weiter. 

 

Wandern in Äthiopien

Vier Tage durch die Simien Mountains

Vier Tage bin ich mit einem Freund durch den wunderschönen und spektakulären Simien Mountains National Park im Hochland von Äthiopien gewandert. Der National Park bietet abwechslungsreiche Gebirgslandschaften: Von steilen Klippen und Canyons, welche an die USA erinnern, über Hochplateaus bis hin zu grünen Tälern.

Im National Park leben viele bedrohte Tierarten wie der äthiopische Wolf, der äthiopische Steinbock und der Gelada Affe, die nur im äthiopischen Hochland vorkommen und in dem Simien Mountains National Park einen geschützten Ort zum Überleben gefunden haben.

Auf geht’s, das Abenteuer beginnt

Wir sind von Addis Abeba nach Gonder geflogen. Nach einem Tag Sightseeing durch Gonder, Fasil Ghebbi die alte äthiopische Festungsstadt sollte man sich nicht entgehen lassen, ging es mit ausgerechnet einer fast deutschen Wandergruppe mit dem Auto Richtung Simien Mountains. Kurz vor dem Park haben wir beim National Park Office angehalten, uns registriert und unseren Guide und den Scout abgeholt. Es war schon etwas komisch mit bewaffneten Scouts in einem Auto zu sitzen.

Die Scouts sind immer bewaffnet. Entweder mit einem alten Gewehr aus dem ersten oder zweiten Weltkrieg oder einer  Kalaschnikow. Gewehre sind in vielen ländlichen Gebiet in Äthiopien recht „normal“. Meist haben in einem Dorf mindestens zwei Leute eine Waffe um das Dorf „zu schützen“, aber eigentlich sind diese eher Statussymbole.

Trotz der ganzen Waffen braucht man keine Angst zu haben. Ich bin nie in meinen sechsmonatigen Aufenthalt in eine bedrohliche Situation geraten und habe mich immer sicher gefühlt. Allerdings sollte man sich bewusst, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet und sich über die Sicherheit und Verhalten im Land informieren und vorbereiten und die Sicherheitslage nicht mit Europa vergleichen.

Ankunft am Startpunkt

Nach einer zweieinhalb stündigen Fahrt von Gonder zum National Park sind wir angekommen an unserem Startpunkt. Nach dem ersten spektakulären Blick über die Klippen ging es immer an diesen entlang auf einem kleinen Pfad zum ersten Zeltplatz.

Der Guide läuft immer als erstes und der Scout läuft immer zum Schluss. Oft hielten wir an um an den zahlreichen View Points um Fotos zu machen. Ich konnte gar nicht genug Fotos machen. Hinter jeder Ecke ist ein neuer spektakulärer Aussichtspunkt.

Wandern in Äthiopien

Wandern in Äthiopien

Gestärkt mit Porridge und Kaffee oder Tee ging es am Morgen um 9.00 Uhr weiter. Ein warmes Getränk tut morgens auch wirklich gut. Die Nacht ist sehr kalt (-3 Grad); ein Schlafsack wird vom Veranstalter gestellt, aber ein eigener warmer Schlafsack ist schon viel besser.

Da ich eigentlich nicht drauf vorbereitet war in Äthiopien wandern zu gehen hatte ich nur einen Sommerschlafsack dabei. Dazu habe mich mir noch einen zweiten Schlafsack ausgeliehen und zusammen mit zwei Fleece Pullovern und Stirnband ließ sich die Nacht ganz gut aushalten ?.

Wandern in Äthiopien

Weiter gings entlang der Klippen bis zum Wasserfall. Der Wasserfall war nun leider kein atemberaubendes, tosendes Spektakel. Allerdings waren wir auch Ende Dezember in der Trockenzeit unterwegs. Da kann man auch nicht so viel Wasser erwarten. Die Aussicht war trotzdem schön. Nach dem Wasserfall ging es wieder steil bergauf Richtung Straße. Dort bogen wir so gleich in ein Seitental ab.

Wandern in Äthiopien

Mittagspause fand an einem kleinen, kalten aber erfrischenden Fluss im Tal statt. Danach stiegen wir zu einem Hochplateau auf an dem sich unser zweiter Zeltplatz befand.

Vorbei ging es an riesigen Gigant Lobelien und fast angekommen am Zeltplatz begegneten wir eine sehr große Gruppe von Gelada Affen.

Wandern in Äthiopien

Nach dem Abendessen ging noch hoch zu einem Aussichtspunkt, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Wandern in Äthiopien

Wandern in Äthiopien – Tag 3

Am dritten Tag haben wir uns von unserer Gruppe getrennt, da diese nur drei Tage gebucht haben. Wir sind alleine mit unserem Guide weitergewandert. Der Scout begleitete die Gruppe zum Parkplatz und traf uns wieder am Zeltplatz. An diesem Tag sind wir ordentlich rauf und runter gekrackselt.

Wandern in Äthiopien

Erstmal liefen wir zu einem lang auslaufenden Felsen, von diesem wir einen Ausblick auf die bis jetzt tiefste Schlucht hatten. Danach stiegen wir den Felsen hinab, um so gleich das nächste Hochplateau zu besteigen.
Von diesem Hochplateau ging es an dann stetig hinab zum Zeltplatz. Dieser befand allerdings noch immer auf 3700 m.
Müde sind wir, um sechs Uhr genau- kurz vor Sonnenuntergang, auf dem Zeltplatz angekommen. Gleich nach dem Abendessen krabbelten wir in unsere Schlafsäcke, denn am nächsten Morgen wurde der höchste Berg (4430 m) bestiegen.

Wandern in Äthiopien

Gipfelsturm

Früh morgens um 7.00 Uhr wurde aufgebrochen, da wir wieder mittags vom Zeltplatz abgeholt wurden, um zurück nach Gonder zu fahren. An diesem Morgen viel mir der Aufstieg schon ein bisschen schwerer als die Tage zuvor. Wahrscheinlich, weil ich erschöpft war und wir schon von 3700 m aus aufbrachen.

Ich bin trotzdem mit der Höhe gut zurechtgekommen: Wenn ich etwas an Tempo zulegte wurde mir schon ein bisschen schwindelig. Aber das legte sich sofort als ich ein bisschen langsamer ging.

Wir haben auf dem Aufstieg andere Wanderer getroffen, die weitaus weniger mit der Höhe zu recht kamen. Sie erzählten uns, dass sie mit Übelkeit und Kopfschmerzen zu kämpfen hatten. Daher haben sie auf den letzten Aufstieg gefühlte alle 100 m Pause gemacht.
Da der Berg, auf welchen wir zu marschierten eher rund war, kam es uns gar nicht so vor, dass wir uns auf so einer großen Höhe befanden, abgesehen von dem kurzen Atem. Allerdings ähnelt das äthiopische Hochland rein optisch oft einem Mittelgebirge bis sich urplötzlich ein Canyon auftut.

Angespornt durch die immer kürzer werdende Distanz zum Gipfel fielen uns die letzten Meter gar nicht schwer. Stolz standen wir dann oben auf dem 4430 m hohen Ras Bwahit. Von da oben hatten wir schon einen guten 360 Grad Ausblick auf die Umgebung.

Eine ganze Stunde machten für auf dem Berg Pause. Dann mussten wir uns vom Gipfel verabschieden, denn mittags wurden wir ja schon von unserem Veranstalter abgeholt. Wandern in Äthiopien

Wandern in Äthiopien – Infos zum Veranstalter und zur Tour

Gebucht habe ich die Tour als Package von Äthiopien aus über „World Sun Tours Ethiopia“. Andere Anbieter wie „Simien Mountains Tours“ sind auch zu empfehlen.

In der Tour waren mitinbegriffen: Drei Übernachtungen im Zelt, Frühstück, Abendessen und ein Lunchpaket, ein Guide und ein Scout. Das Gepäck wird auf Maultieren über einen anderen Weg als die Wanderer gehen zum nächsten Zeltplatz transportiert. Die Wanderer müssen also nur das Tagesgepäck schleppen was bei der Höhe (3100-4430m) auch ganz angenehm ist.

Wir haben für die Tour 300 US Dollar gezahlt. Soviel zahlt man bei anderen Tour Anbietern auch. Ganz wichtig ist die Tour nicht von Deutschland aus zu buchen, sondern vor Ort in Addis Abeba oder Mekelle. Von Deutschland würde man bestimmt den zweifachen Preis zahlen.

Ich habe die Tour über Telefon gebucht und habe eine Bestätigung per Email bekommen. In Mekelle gibt es auch ein Reisebüro von „World Sun Tours Ethiopia“. Wer in Addis Abeba in ein Reisebüro geht kann den Preis für die Tour, je nach Tageslaune der Leute im Büro, auch noch runterhandeln.

Wandern in Äthiopien

Fakten

Die Wandergruppen sind klein meist wandert man mit bis 5-10 Leuten.
Bester Reisezeit: Dezember und Januar
Temperatur: -3- 25 Grad
Höhe: 3100-4430 m
Dauer der Tour: 3-4 Tage
Anbieter: World Sun Tours Ethiopia
Unbedingt mitnehmen: Winterschlafsack, Taschenlampe, Sonnencreme

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5 Comments

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  1. says: Tanja

    Wow! Das muss ja ein unglaublich tolles Erlebnis gewesen sein. Mich interessieren ja Orte wo ich Wildlife sehen kann und momentan stehen Affen ganz oben auf meiner Liste. Danke für den Tipp! Das wäre für mich auf jeden Fall ein interessanter Ort! Ich stelle es mir aber auch sehr anstrengend vor, vor allem bei der Höhe wandern und bei der Kälte nachts schlafen… Wie fit sollte man denn sein?

    1. says: Birte

      Vielen Dank, es war auch ein echt großartiges Erlebnis. Affen wirst du auf jeden Fall auf der Wanderung sehen. Zur Fitness: Ich finde das ist immer eine schwierige Frage. Ich bin in meiner Freizeit nicht der große Sportler um ehrlich sein. Am Wochenende manchmal eine Radtour und das wars auch schon. Aber ich glaube ich habe eine relativ gute „Grundkondition“ ?. Wir waren eine sehr gemischte Truppe und hatten auch Leute dabei die eigentlich gar nicht wandern. Aber es wurde auf alle Rücksicht genommen und wir sind in einem eher gemächlichen Tempo gewandert. Obwohl ich aus dem deutschen Flachland komme habe ich mit der Höhe kein Problem. Ich glaube das ist sehr individuell und man stellt es auch erst vor Ort fest, ob der der Körper das mitmacht oder nicht. Wir haben Dänen auf dem Weg getroffen für die die Wanderung eine Qual war: Ihnen wurde übel und schwindelig. Daher mussten sie Schmerztabletten einnehmen. Trotzdem haben sie es auf den Gipfel geschafft. Aus unserer Truppe hatte keiner Probleme mit der Höhe. Falls du dir unsicher bist, kannst du auch eine drei Tagestour buchen. Außerdem werden auch Tagestouren angeboten und im Park gibt es eine Lodge. Ich glaube sie heißt einfach Simien Mountain Lodge. Also auch ohne eine mehrtägige Wanderung kannst du die Simiens erleben.

  2. says: Verena

    Super schöner Artikel. Ich liebe ausgefallene Reiseziele und wilde Tiere. Ich glaube das hier muss auch auf meine Bucket List 😉 Liebe Grüße, Verena

    1. says: Birte

      Vielen Dank. Es war auch wirklich ein super Erlebnis und ich habe auch nicht damit gerechnet so viele Tiere zu sehen. Die Gelada-Affen sieht man fast immer und mit ein bisschen Glück auch einen äthiopischen Wolf und einen äthiopischen Steinbock. Wir hatten wahrscheinlich super viel Glück, denn auf dem Rückweg im Auto haben wir einen Leoparden aus dem Fenster ganz schnell vorbeilaufen sehen.