Ich freue mich sehr heute Tanja zu Gast zu haben. Sie steht mir heute Rede und Antwort zum Alleine Reisen.
Ganz besonders ihr großes Abenteuer 2016 hat mich interessiert. Tanja will Island mit dem Fahrrad umrunden. Und das alleine.
Hier gibt es das spannende Interview.
Hallo Tanja, stell Dich und Deinen Blog doch bitte kurz vor.
Auf der Seite www.teilzeitnomaden.de (Seite aktuell offline) blogge ich, Tanja, Reisende, Schreibende, Abenteurerin & Teilzeitnomadin über all das, was das Leben jenseits von 9to5 ausmacht und lebenswert macht.
Ich teile meine Gedanken, Pläne und auch Abenteuer mit euch und möchte andere dazu inspirieren, mutig zu sein und das Leben zu gestalten.
Es gibt eine Menge mehr zwischen den ewig reisenden Bloggern und dem 9to5 Leben an irgendeinem Schreibtisch in irgendeinem Büro an irgendeinem langweiligen Ort mit irgendwelchen Kollegen.
Dazwischen, das ist das Leben der Teilzeitnomaden: Urlaube anders planen, Microadventures starten, Grenzen erfahren, mal „out of the box“ denken, einen Job nicht einfach nur machen, weil er eben gerade da ist.
Dann kann auch das Nomadenleben mit einer relativ festen Basis funktionieren und Spaß machen. Nur Mut! **
Was magst Du am alleine reisen?
Ich reise gern allein, weil ich unabhängiger bin und selbst entscheiden kann wohin es geht, wie es weiter geht oder auch wie ich nun welches Problem allein in den Griff bekomme.
Ich habe auch bei meinem aktuellen Projekt kurz darüber nachgedacht, jemanden mitzunehmen. Ein guter Freund hatte ernsthaftes Interesse, aber ich musste mir eingestehen dass ich nur jemanden als „Backup“ mitnehmen würde. Für den Fall, dass ich selbst mal nicht mehr weiter weiß. Und genau das will ich vermeiden.
Kein „Backup“ – ich will mich auf mich selbst verlassen und mal nicht den Luxus haben, jemanden fragen oder nach Antworten „googeln“ zu können. Back to basic. Da will ich lieber genauso allein verzweifeln, genauso wie mich über all die stillen Momente freuen, die ich auf der Reise genießen kann. Mit mir allein.
Wohin ging Deine erste Solo Reise und wie war es?
Meine allererste Solo-Reise. Da muss ich überlegen. Irgendwie gab es ständig irgendwelche Solo-Projekte, weil ich auch beruflich viel unterwegs bin. Und da bin ich doch schon auch oft mal allein.
Ich war mit und ohne Bulli allein in Portugal unterwegs für eine Weile, hab auf nem Segelschiff gearbeitet – da ist man von Zeit zu Zeit auch allein unterwegs, wenn man nicht grad auf See ist, mache regelmäßig Solo-retreats, hab ne Zeit lang in Andalusien für ein Surfcamp gearbeitet, wo ich auch erstmal ganz allein mit mir ankam und erst nicht wusste, was das eigentlich überhaupt bringen soll.
Nach einiger Zeit wollte ich dort aber dann auch gar nicht mehr weg und habe entschieden diesen „Lifestyle“ und das was er gedanklich mit sich bringt in mein Leben zu integrieren.
Das war wohl der Anfang von allem…
Du planst für 2016 ein neues Abenteuer… Wie kamst Du auf die Idee mit dem Island mit dem Fahrrad zu umrunden?
Das ist schnell erzählt. In 2013 haben wir die Insel mit dem Auto umrundet. 4000Km in 16 Tagen. Das war ganz schön viel Fahrerei und wir haben viel gesehen.
Allerdings mussten wir die Westfjorde auslassen, weil sie doch sehr abgelegen sind.
In 2014 waren wir dann dafür ausschließlich in den Westfjorden und haben dort einige Wochen auf der Polarfuchsstation in Sudavik als Volunteers gearbeitet.
Es gab dann so einige Radfahrer, die ich dort getroffen habe. Und ziemlich schnell dachte ich: „Das will ich auch! Ich komme wieder. Mit dem Rad!“ Und so wird es dann nun auch sein..
Besonders schön ist, dass es eben beide bisherigen Reisen verbindet. Nur an einem, wenn auch besonders schönen, Ort zu sein hat mich nicht erfüllt. Ich war irgendwann ein bisschen neidisch auf die Radreisenden..Zwar nicht wirklich bei jedem Wetter, aber das plant man in Island eben mit ein.
Im Sommer soll es los gehen. Seit wann planst Du?
Die Idee ist seit Sommer 2014 in meinem Kopf.
Konkret wurde sie Ende letzten Jahres, weil ich Fernweh nach Island bekam und mich das Sportfieber wieder packte, nachdem ich lange keine Zeit dazu hatte.
Da ich gerade auch nicht mehr auf dem Segelschiff arbeite, fand ich das sei ein guter Ersatz für ein kleines Abenteuer.
Welche organisatorischen Hürden gibt es zu überwinden?
Wetter. Denn das lässt sich nicht organisieren. In Island hat es vor zwei Jahren noch im Sommer Schneesturm gegeben.
Iceland – you never know.. Das war bislang immer unser Fazit.
Alles andere läuft gut an. Mein Flugticket ist bereits gebucht, für mich plus Rad. Meine Transportbox für ́s Bike hat bereits einen Schlafplatz angeboten bekommen für die Zeit, wo ich unterwegs bin und eine erste Anlaufstelle für den Start habe ich auch in Reykjavik.
Dort gibt es sowas wie bei uns den ADFC, so würd ich ́s mal übersetzen und die haben sogar eine Art Roadmap für Radfahrer, mit wichtigen Infos.
In den Westfjorden traf ich einen Asiaten, der 500km zurück bis nach Reykjavik musste, weil sonst niemand sein Rad reparieren konnte. Das sind dann eben dort so die Probleme, die auftauchen können.
Naja, und sonst ist es eben viel Materialorga. So viel wie nötig – so wenig wie möglich. Ich bin dank meiner Aktivitäten und Jobs aber ganz gut ausgestattet. Sogar für Island. Mit ein paar Ergänzungen für ́s Rad sollte es passen.
Auf der Strecke selbst wird es nicht viel vorab zu organisieren geben. Komm niemals nach Island und glaube, du kannst da einfach deine Pläne durchziehen.
Vor zwei Jahren konnten wir selbst mit dem Auto nicht von Süden nach Westen, weil es so stürmisch war, dass sämtlichen Autos die Scheiben eingedrückt wurden. Das wäre dann da so die Liga der Hürden denke ich..
Hast Du zwischenzeitlich Bedenken? Welche?
Manchmal wundere ich mich über mich selbst. Und dann wiederum auch nicht.
Auf meinem Blog gibt es einen ganz schönen Artikel dazu, warum ich das mache und wie ich mit Bedenken umgehe.
Klar, manchmal denke ich über das Wetter nach. Oder über die Steigungen. Oder über die vielen Kilometer.
Und dann denke ich wiederum: Hey, genau deshalb mache ich das doch! Und dann muss ich grinsen und freue mich wie ein kleines Kind über meinen Entschluss.
Du planst diese Reise bewusst alleine… Warum?
Siehe oben → was ich am allein reisen mag.
Übrigens glaube ich auch, dass von den Menschen die euphorisch sagen „Wie cool! Hey, ich will mit!“, nicht mal eine Hand voll tatsächlich mitkommen würde 😉
Wie reagieren Freunde und Familie auf Dein Vorhaben Island mit dem Fahrrad zu umrunden?
Zuerst der schnelle Teil: Meine Familie.
Ich: „Ich plane übrigens Island mit dem Rad zu umrunden im nächsten Sommer!“ Familie: „Mit deinem Hollandrad?“ Ich: „Nee, das ist wohl nicht so sehr geeignet!“ Familie: „Ah okay. Noch jemand Kaffee?“
Freunde sind da schon etwas anders. Einige wollen mit. Oder sie „denken“ sie wollen mit. Viele sind total begeistert von der Idee, von dem Land. Die meisten kennen aber auch einfach meinen Hang zu solchen Aktionen.
Wundern tut es glaub ich niemanden mehr so richtig. Und ich freu mich, dass so viel Support da ist und ich offensichtlich auch andere damit inspirieren kann, was ja auch Ziel meines Teilzeitnomaden-Blogs ist.
Welches war Dein bisher schönstes Erlebnis Alleine auf Reisen?
Da reicht eigentlich schon folgendes: Aufwachen, alleine, am Strand. Aus dem Bulli steigen und als allererstes dem Meer „Guten Morgen“ sagen. Ganz allein. Einfach groß!
Gibt es Situationen in denen Du Dir einen Reisepartner wünschst? Welche sind das?
Manchmal, um Momente zu teilen und manchmal als Backup, wenn ich selbst verzweifel und mit irgendetwas nicht mehr weiter weiß.
Aber genau das gilt es zu lernen: Momente mit sich selbst teilen und genießen – machen wir in Zeiten des Social Media viel zu selten – und auch auszuhalten.
Selbst Lösungen finden, ohne Back Up. Nur so können wir unsere Komfortzone achtsam ausweiten und mal den eigenen Grenzen freundlich und neugierig die Hand reichen.
Welches war Dein schlimmstes Erlebnis, Alleine auf Reisen?
Ein richtig schlimmes Erlebnis gibt es nicht. Aber die eindrücklichsten sind die, wo ich allein irgendwo ankomme und mich plötzlich frage „Warum mache ich das, bitte!?“, während ich mich furchtbar allein fühle.
Ankommen hat einfach so viele Facetten. Die Zweifel verfliegen dann auch immer, aber das Gefühl kann bisweilen schon ganz schön stark sein.
Welche Tipps kannst Du anderen geben die Lust aufs Alleine Reisen haben, sich aber nicht trauen?
Mein Motto für 2016 ist ja MACHEN. Nicht mehr, nicht weniger. Statt guter Vorsätze. Und deshalb ist das auch mein Tipp: Einfach mal machen! Wer sich mit dem Gedanken rumschlägt, ist ja schon viel weiter, als jemand der nicht im Traum dran gedacht hat, mal allein zu reisen.
Infos bekommt man im Netz ja genug und es gibt zahlreiche Netzwerke, wo man sich austauschen kann.
Ich bin ja auch Erlebnispädagogin und weiß daher, dass man die Dinge tun muss, um die Synapsen im Kopf neu zu ordnen und alte Muster durch neue zu ersetzen. Nur wer Dinge ausprobiert, lernt sich und neues kennen und ist von mal zu mal mehr gewappnet für das nächste Abenteuer.
Und wer nicht gleich ans andere Ende der Welt will allein: Microadventure! Einfach mal rausgehen. In den Zug steigen. An der 12. Station aussteigen und dort ein lauschiges Plätzchen für ein Zelt suchen. Im Wald, auf dem Feld. Oder einen Gasthof. Oder mit dem Rad einfach raus aus der Stadt. Zelten auf dem Campingplatz irgendwo allein.
Es gibt so viele Möglichkeiten. Du musst es eben einfach nur machen!