Manchmal ist alles zu viel – Überfordert Alleine Reisen?

Alleine Reisen ist für mich pure Freiheit – und gleichzeitig gibt es diese Momente, in denen ich mich einfach nur überfordert fühle. Nicht, weil etwas Schlimmes passiert, sondern weil der Strom aus neuen Eindrücken, Wegen und Begegnungen einfach nicht abreißt. Gerade hier, im hohen Norden Norwegens, wo die Landschaft atemberaubend und endlos wirkt, merke ich, wie selbst Pausen oft nicht wirklich leer sind.

Es gibt immer etwas zu sehen, zu hören, zu spüren – und genau das kann beim Alleine reisen schnell zu viel werden. Diese Mischung aus staunender Begeisterung und innerer Erschöpfung ist etwas, über das selten gesprochen wird. Doch genau hier beginnt der ehrliche Teil der Reise: zu merken, dass es völlig okay ist, auch mal überfordert zu sein – und dass darin kein Widerspruch, zur Liebe fürs Unterwegssein steckt.
Denn „Alleine Reisen und überfordert sein“ gehört genauso dazu wie all die magischen Momente, von denen man später erzählt. Es sind diese stillen, ehrlichen Augenblicke,

Der endlose Strom an Eindrücken

Reisen ist Bewegung. Draußen und drinnen. Neue Straßen, Schotterpisten, Wetterwechsel im Stundentakt, Schilder in Sprachen, die mein Kopf erst sortieren muss.

Schon der Morgen startet mit Mikro-Entscheidungen: Wasser auffüllen? Wo bekomme ich Brot? Tanke jetzt oder später? Wo parke ich heute Nacht – mit Aussicht, ohne Mücken, halbwegs windgeschützt?

Und während ich fahre, läuft der zweite Film im Kopf: Navi im Blick, nächste Kurve, Foto-Idee, „oh, hier wäre ein schöner Spot“, doch wo kann ich anhalten? Selbst Pausen sind voll. Ein traumhafter Stellplatz ist eben auch wieder neu – und neu will verarbeitet werden.

Wenn ich blogge oder filme, arbeitet der Kopf nebenbei: Story-Ideen, Bildauswahl, „reicht das Licht?“. Es sind selten die großen Abenteuer, die müde machen. Es sind die hundert Mikro-Entscheidungen, die leise leerziehen. Genau dann merke ich: Mein System braucht weniger Wow und mehr Weite im Kopf.

Ein Tag ohne Programm. Ein Gang langsamer. Damit das Erlebte landen darf – und ich wieder ich bin. Genau so fühlt sich „Alleine Reisen und überfordert sein“ manchmal an – kein Drama, nur ein Zeichen, kurz auf sanften Modus zu schalten.

Überfordet Alleine Reisen?

Egal, wie sehr du das Reisen liebst – es gibt Tage, da fühlt sich alles an, als würde dein Kopf einfach überlaufen. Das Geräusch des Regens auf dem Van-Dach, die fremden Stimmen im kleinen Supermarkt, die Suche nach einem Schlafplatz. Beim Alleine Reisen gibt es niemanden, der mal eben die Verantwortung übernimmt oder sagt: „Komm, heute bleibst du einfach sitzen.“ Du bist für alles zuständig – und genau das macht es manchmal so anstrengend.

Manchmal fühlt sich Alleine Reisen nicht nach grenzenloser Freiheit an, sondern nach einem endlosen Strom von Eindrücken. Bilder, Geräusche, neue Wege – alles prasselt auf dich ein. Selbst die Pausen sind voll von Neuem.

Der Wunsch nach Vertrautem

Dann kommt dieser Moment, in dem ich mich am liebsten heim beamen würde. Freunde treffen, geliebte Menschen umarmen und Zeit mit ihnen verbringen. In einer Straße stehen, die ich schon tausendmal gegangen bin und bekannte Gerüche einatmen.

Keine „Wo-stelle-ich-mich-heute-hin?“-Frage, sondern einfach “Dasein”. Das ist kein klassisches Heimweh. Eher ein zartes Verlangen nach Vorhersehbarkeit und Vertrautem. Nach Routinen, die den Tag weich machen. Nach einem Stück Alltag, das nicht erst entdeckt, erfragt oder erkämpft werden muss. Nur da sein, ohne etwas zu verpassen.

Ein Abendessen, bei dem ich nicht die Speisekarte der Region studiere, sondern genau weiß, wie mein Lieblingsgericht schmeckt. Eine Stimme am Telefon, die erdet, ohne viele Worte. Dieses “Alles-gerade-zu-viel-Gefühl” ist kein Gegenargument zur Freiheit – es ist Teil davon. Freiheit bedeutet auch, Nähe wünschen zu dürfen: Wärme, Vertrautheit, einen Raum, in dem nichts neu ist und gerade deshalb alles gut. Schon das Aussprechen macht es leichter. Der Druck weicht – und es entsteht Platz für Ruhe.

Warum du bleibst, atmest, zur Ruhe kommst

Heim beamen geht nicht. Also bleibe ich. Ich mache mir noch einen Kaffee, setze mich ans Vanfenster und schaue, ohne etwas zu wollen. Keine neue To-Do-Liste, keine Route sondern nur Ruhe, Zeit und Weite. Ich spüre, wie meine Schultern sinken. Wie die Gedanken langsamer werden, wenn ich sie nicht antreibe.

Manchmal ist das die eigentliche Reise: nicht vorwärts, sondern nach innen. Anhalten, statt abhaken. Und genau hier, mitten im Norden, merke ich: Ich darf so fühlen. Alleine Reisen und überfordert sein schließen sich nicht aus. Im Gegenteil – das eine macht das andere sichtbar. Und sobald ich es akzeptiere, wird es leiser. Ich erinnere mich daran, dass dieser Zustand vergeht – so wie schon viele Male zuvor.

Der Perspektivwechsel – wenn die Lust aufs Neue zurückkommt

Es ist spannend, wie sich Stimmungen auf Reisen verändern können. An einem Moment sitze ich da, fühle mich beim Alleine Reisen völlig überfordert, sehne mich nach Vertrautem – und plötzlich, oft ohne dass ich es bewusst steuere, dreht sich etwas in mir. Vielleicht ist es ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht oder ein freundliches Lächeln an einer Tankstelle. Manchmal auch einfach der Geruch von frischem Kaffee am Morgen.

Die Gedanken werden leichter, der Blick weiter. Plötzlich sehe ich nicht mehr nur die vielen neuen Eindrücke, sondern die Möglichkeiten, die sie mir schenken. Dieses Auf und Ab gehört zum Alleine Reisen einfach dazu. Alleine Reisen und überfordert sein sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Erfahrung. Beides zeigt mir, wie sehr ich lebe, wie sehr ich mich bewege – innerlich und äußerlich.

Und ich weiß: Wäre ich jetzt wirklich nach Hause gefahren, würde ich mich in zwei Wochen genau nach diesem Gefühl sehnen – nach Aufbruch, nach Neuem, nach der Straße vor mir. So vergehen diese Phasen: nicht mit Druck, sondern mit Raum.

Kein Zeichen von Schwäche

Falls du jemals auf deiner Reise diesen Punkt erreichst: Es ist kein Versagen. Kein Grund, an dir zu zweifeln. Es ist einfach ein natürlicher Teil des Unterwegsseins. Besonders beim Alleine Reisen bist du ständig in deinem eigenen Kopf unterwegs. Da ist es normal, dass dieser mal eine Pause braucht.

Es zeigt nicht, dass du nicht stark genug bist. Im Gegenteil: Es zeigt, dass du achtsam bist – und dir selbst Raum gibst, auch mal anzuhalten.

Stärke ist nicht „immer können“. Stärke ist, zu spüren, wann es zu viel ist – und freundlich mit dir zu sein. Besonders alleine reisen heißt, dass du dich selbst hältst. Das darf anstrengend sein und du darfst Pausen einlegen, ohne dich zu rechtfertigen.

Tipps, wie du in solchen Momenten gut für dich sorgen kannst

  1. Bleib stehen. Einen Tag. Oder zwei. Kein Programm. Kein „Nur kurz noch“. Lass einen Ort dein Anker sein.
  2. Kreiere Vertrautheit. Koch dein Lieblingsessen, hör deine „Zuhause“-Playlist, zieh den Hoodie an, der nach dir riecht.
  3. Reduziere Reize. Handy in den Flugmodus, Kopfhörer rein, ein Buch statt endloser Reels.
  4. Schreibe. Drei Sätze: „So fühle ich mich.“ „Das brauche ich heute.“ „Das lasse ich weg.“ Klarheit entlastet.
  5. Naturdosis. Ein kurzer Spaziergang ohne Ziel, nur Schritt für Schritt. Rhythmus beruhigt.
  6. Mini-Entscheidungen begrenzen. Heute nur zwei To-dos: Essen. Spazieren. Punkt.
  7. Erinnere dein Warum. Warum bist du los? Was wolltest du spüren? Ein Satz reicht.
  8. Erlaube dir Plan-B. Wenn’s wirklich nicht geht: Route anpassen, länger bleiben, weniger wollen. Freiheit heißt auch: umplanen dürfen.

Zurück zur Lust aufs Unterwegssein

Am Ende bleibt für mich eine wichtige Erkenntnis: Diese Momente der Überforderung sind kein Zeichen von Schwäche, sondern ein natürlicher Teil des Unterwegsseins. Gerade beim Alleine Reisen gehören sie dazu. Sie erinnern mich daran, innezuhalten, zu atmen und mir bewusst zu machen, wie weit ich schon gekommen bin.

Wenn ich wieder den Motor starte, hinausfahre auf die Straße, ist das Gefühl anders als vorher. Weniger getrieben, mehr verbunden – mit der Landschaft, mit dem Moment, mit mir selbst. Die Überforderung ist gewichen, die Freude am Entdecken ist zurück. Und ich weiß: Auch wenn solche Phasen wiederkommen, werde ich ihnen mit Gelassenheit begegnen.

Alleine Reisen ist nicht jeden Tag Leichtigkeit. Aber selbst die schweren fühlen sich nach Leben an. Die Phasen, in denen alles zu viel ist, machen die anderen umso heller. Und genau das ist der Zauber: Ich kann wählen! Das Tempo, die Richtung und eben auch die Pausen.


Manchmal ist alles zu viel – und das ist okay. Es gehört genauso zu deiner Reise wie die Highlights, die Sonnenuntergänge und die unvergesslichen Begegnungen.

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