Kulturschock Deutschland – Alles anders als unterwegs

Nach meiner neunmonatigen Weltreise war ich voller wunderbarere Erlebnisse und positiver Energie.
So viele großartige Menschen durfte ich kennenlernen und wundervolle Orte bereisen.
Es waren die besten neun Monate die ich bisher hatte.
Neun Monate voller Abenteuer, Freiheit, neuen Menschen, mit mir selbst und vielen Glücksmomenten.

Und dann kommst Du zurück nach Deutschland…
Was für ein Kulturschock!

Es ist nicht alles schlecht hier, das will ich nicht sagen. Es gibt durchaus Dinge auf die ich mich beim Heimkommen freue. Aber es ist eine wahnsinnige Umgewöhnung, wenn Du neun Monate unterwegs warst und plötzlich wieder in Deutschland ankommst (oder es zumindest versuchst).

Wenn Du jemanden anlächelst, dann erwarte kein Lächeln zurück.

Ich habe es geliebt. Überall freundliche Gesichter. Du lächelst, sie lächeln….wunderbar!
Und das war tatsächlich in allen Ländern meiner Reise so.

Angkor
Sogar im Regen wird gelächelt

Sicherlich mal mehr und mal weniger und unfreundliche Menschen gibt es überall, aber die meisten Menschen waren freundlich, haben ein Lächeln erwidert oder sogar als erstes ein Lächeln geschickt.

Zurück in Deutschland habe ich auf ein Lächeln meistens fragende Gesichter oder einen eher abweisenden Gesichtsausdruck erhalten. Das war ganz schön hart nach neun Monaten mit vielen freundlichen und lächelnden Gesichtern.
Auch nach nur zwei Wochen Thailand letzten Herbst ist mir beim Heimkommen direkt aufgefallen wie wenig Lächeln es hier gibt.
Warum ist das so?

Sag nicht „Hallo“ zu Fremden!

Ohja, die Reaktion auf ein Lächeln ist schon abweisend, bei einem Hallo gehen die Menschen gleich in Verteidigungshaltung. Ich hatte das Gefühl die Fragen sich „Was will die von mir?“ und haben sich bereit gemacht einen Angriff abzuwehren.

Nur beim wandern, da ist das oft anders. Trotzdem, as mit dem Hallo habe ich mir, ähnlich wie das mit dem Lächeln, ganz schnell wieder abgewöhnt.

Du bist zu Hause, kein Routenplanen, Bus- oder Flugverbindungen checken

Wow, was fange ich nur mit meiner Zeit an? Ich bin jetzt erstmal wieder zu Hause. Für eine ganze Weile. Ich habe wieder ein Auto zur Verfügung, ein Fahrrad und Bus und Bahn fahren auch regelmäßig.

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Ich habe mit der Recherche wie ich von A nach B komme erstmal nichts mehr zu tun…
Schade eigentlich, es war immer schön eine Verbindung zum nächsten Ziel zu suchen. Vorfreude und Aufregung waren ein ständiger Begleiter. Und außerdem die Ungewissheit und Spannung ob das Gefährt wohl durchhalten wird. Die Frage wie viel Verspätung wir wohl diesmal haben werden, war gegen Ende eher Abenteuer als Aufregung.

Sich an den Tisch dazu setzen, weil noch Plätze frei sind

Gibt’s das in Deutschland überhaupt? Höchstens dann, wenn wirklich alle Plätze im Restaurant oder Café besetzt sind.

Auf Reisen habe ich mich einfach mal dazu gesetzt, weil ich fand das die Leute sympathisch aussehen und ich sie kennen lernen wollte. Und ich ich selbst saß oft nicht lange alleine, weil jemand an den Tisch dazu kam. Es entstanden tolle und interessante Gespräche und ich habe lustige Abende an „Fremden Tischen“ verbracht.

Aus Deutschland kenne ich das nur so das wenn Du Dich doch mal dazu setzt, dann kommt es in den seltensten Fällen zu einem Gespräch.
Oder gehe ich nur in die falschen Läden?

Du kannst nicht mehr jeden Tag in Flip Flops unterwegs sein – außer Du bist hart im Nehmen

Da musste ich mich zwar schon in Chile umstellen, aber hier ist es mir nochmal mehr aufgefallen. So lange Zeit im Jahr musst Du Schuhe tragen.

Ich habe es geliebt in Südostasien mit Flip Flops oder barfuß unterwegs zu sein. Ich hatte noch nie so tolle und entspannte Füße.
Ich vermisse die Barfußzeit und den Sand zwischen den Zehen!

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Small Talk mit der Kassiererin im Supermarkt? Wohl kaum!

Anfangs war ich etwas irritiert als die Kassiererin in Australien gefragt hat wie es mir geht. Aber irgendwann habe ich diesen Smalltalk an der Kasse echt genossen. In Neuseeland war ich dann schon Profi und mochte diese kurzen Gespräche sehr gerne.

Hier wirst Du an der Kasse schon schräg angeschaut wenn es etwas länger dauert das Kleingeld rauszusuchen. Also lieber erst gar nicht nachfragen wie es der Kassiererin so geht.

Ein Bett für übermorgen organisieren – fällt aus!

Du hast wieder Dein eigenes Bett. Und das ist nun erstmal für länger als drei Nächte gebucht.
Das heißt keine Hostels oder Hotels checken, keine Bewertungen lesen, nicht andere nach Empfehlungen fragen.

Keine Angst und Neugier, was Dich erwarten wird oder mit wem Du das Zimmer teilst. Jetzt gibt es erstmal keine Aufregung mehr beim ersten Öffnen der Tür zur neuen Unterkunft.
Du hast Dein Bett und das ist ja teilweise auch ganz schön… aber diese Spannung vermisse ich schon manchmal.

Sonntags einkaufen gehen – geht nur im REWE am Bahnhof und ist der Horror

Eigentlich gab es auf Reisen immer die Möglichkeit irgendwo schnell mal was einkaufen zu gehen. Sei es im Supermarkt oder Tante Emma Laden, irgendetwas hatte immer auf! Auch am Sonntag.

Hier ist es nun so, das Sonntags nur der Supermarkt am Bahnhof offen hat. Ich sage Euch, sonntags dort noch „schnell“ was zu holen ist nicht möglich und macht vor allem überhaupt einen Spaß. Es ist, als hätten die Geschäfte nur diesen einen Tag offen. Es ist voll, die Leute drängeln und schubsen und schauen schlecht gelaunt aus… jetzt bloß niemanden anlächeln oder Hallo sagen (grins).

Ich bin nicht dafür das Sonntags die Geschäfte geöffnet sind, es ist aber etwas an das ich mich wieder gewöhnen musste.

Früchte schmecken nie so lecker wie sie aussehen

Ich erinnere mich an lecker süße Früchte. Früchte, die ich noch nie zuvor gesehen habe und deren Geschmack mich begeistert.

Frische, saftige, leckere, süße, erfrischende Früchte! Fruchtshakes in allen Varianten und so lecker!
Naja und dann habe ich hier das erste mal wieder eine Wassermelone, Ananas oder Mango gegessen und wollte heulen.

Nichts im Vergleich zu den Früchten in Südostasien oder auch Neuseeland. Dort mochte ich plötzlich Kiwi, weil sie lecker und süß war! Die erste Kiwi hier war wieder sehr ernüchternd.

Frühstück in Thailand

 

Ohne Uhr und Kalender unterwegs sein – Keine gute Idee, wenn Du alle Termine einhalten willst

Was war das schön unterwegs. Kein Kalender, keine Uhr und der einzige Termin war der Nachtzug zum nächsten Ziel. Ich habe meine Zeit ganz ohne Termine und Stress verbracht und wusste oft nicht welcher Wochentag gerade ist. Ein wundervoller Zustand, den ich auf Reisen immer sehr genieße.

 Nur 4 Outfits zur Auswahl haben – ist gar nicht mal so schlimm

Total überfordert stand ich nach meiner Reise vor meinem überfüllten Kleiderschrank. Wow, was soll ich bloß anziehen?

Nach der Reise habe ich mich ans Ausmisten gemacht und mache es immer wieder. Es ist nicht einfach und der Schrank ist noch immer zu voll, aber langsam lichten sich die Regalbretter. Denn von den 20 Shirts ziehe ich sowieso nur die sechs selben immer wieder an und die Hose, die ich die letzten zwei Jahre nicht an hatte kann eigentlich auch weg… eigentlich.

Auf der Reise hatte ich meine vier Outfits, die ich ganz unterschiedlich kombinieren konnte. Das war zeitsparend, platzsparend und Geld habe ich außerdem gespart. Denn ein neues Teil gab es meist erst dann wenn ein anderes kaputt war.
Und vermisst habe ich gar nichts!

Frei sein!

Dieses wunderbare Gefühl von Freiheit!

Selbst entscheiden was ich wann mache und ob ich überhaupt etwas tue. Wirklich einmal nur tun worauf ich Lust habe.
Länger bleiben, schneller weiter reisen, aktiv sein oder faul in der Hängematte liegen und ein Buch lesen… was auch immer ich getan habe war mein eigene Entscheidung. Es war eine wunderbare freie und vollkommen selbstbestimmte Zeit!

Und nun?

Und nun bin ich seit fast genau zwei Jahren zurück und ich vermisse immer noch einiges von dem was ich auf der Reise lieben gelernt habe. In manchen Punkten bin ich noch immer nicht wieder wirklich angekommen und weiß auch nicht ob das jemals wieder so wirklich geht…

Ich mag es zu Hause zu sein, Freunde und Familie immer treffen zu können, wenn mir danach ist.

Aber ein Teil von mir schreit danach wieder unterwegs zu sein, frei zu sein!

Ich weiß nicht wie lange ich diesen Teil noch zurückhalten kann und will.
Es wird nochmal los gehen…
…wann und wohin, das erfährst Du hier als erstes!

 

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10 Comments

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  1. says: Tanja

    Ihr Lieben,
    Es tut unheimlich gut, Eure Beiträge und Eindrücke zu lesen und zu wissen, dass es nicht vollkommen komisch ist, was man nach einer langen Reise wieder zurück in Deutschland erlebt. Ich war auch 8 Monate in Afrika und habe davon 5 Monate im Busch nur im Zelt mit wenigen Bedürfnissen gelebt…Von den Einheimischen gekauft und mit ihnen gelebt…Tiere beobachtet und die Natur Tag und Nacht genossen. Ich habe mich riesig auf die Heimat gefreut und kann jede Kleinigkeit immer noch sehr groß schätzen aber das Schwierigste sind die Menschen, die alles selbstverständlich hier sehen und einen blöd anschauen, wenn man mit dem Spruch:“Es gibt Schlimmeres“auf ihre Luxusprobleme reagiert. Ich glaube, dass sich unsere Grundhaltung dieser Reisen verändert hat, was GUT so ist. Vielleicht können wir den anderen Menschen etwas von unserer Leichtigkeit und Offenheit des Lebens abgeben und sie damit anstecken, dass wir bald hoffentlich auch in der Supermarktschlange mit dem Vordermann quatschen können.

    Und wenn es nicht klappen sollte : Die Welt steht uns offen. Das Leben ist zu kurz und zu schön, um sich über die Griesgrämigkeit der Deutschen aufzuregen. Alles Liebe Euch und weiterhin viel Erfolg beim Einleben und bewahrt Euch Euer Lächeln!!!!

  2. Hallo Steffi,

    Der Kulturschock trifft einen schon hart, wenn man länger unterwegs war. Besonders gewöhnungsbedürftig für mich, bis heute ist das einkaufen.

    Nach 6 Jahren Japan in dem alles so praktisch und durchdacht ist, kommt man in Deutschland wieder in ein Land mit kundenunfreundlichen öffnungszeiten und viel zu schnellen Kassiererin. Das ist unglaublich stressig. Jedes mal überfordert mich das einpacken an der Kasse.

    Zu dem Thema hab ich auch was geschrieben, aus der sich eines Japaners. Da sieht der Kulturschock nochmal ganz anders aus. Schau doch mal bei mir vorbei.

    Liebe Grüße
    Daniela

    1. says: Steffi

      Hallo Daniela,

      da schaue ich sehr gerne mal vorbei.
      Ohja das ist sicher nochmal ganz anders aus japanischer Sich.
      Für mich war das Heimkommen schon nach neun Monaten ein Kulturschock, ich kann mir gar nicht vorstellen wie das nach sechs Jahren in Japan ist.

      Liebe Grüße
      Steffi

  3. says: Steffi

    Hallo Steffi,
    ja mir geht es ähnlich: Ich habe eineinhalb Jahre in Brasilien, fünf in Russland gelebt und bin gerade auf Urlaub in Deutschland: Wir segeln gerade so weit wir kommen… Was hier fehlt, ist das Abenteuer, das Neues, das Übersichhinauswachsen. Es ist wahrlich nicht einfach, sich wieder einzugewöhnen in den Trott, das tödliche Sicherheitsdenken und das Opferlammdasein (Schuld sind immer die anderen)
    Andrerseits gibt es kaum ein Land, in dem die Lebensqualität so hoch ist wie in Deutschland. Das wird mir jeden Tag unterwegs bewußt: Wenn Kinder auf der Straße schlafen, ich endlich eine heiße Dusche habe, ein Reperaturservice leicht zu finden ist und gut und schnell arbeitet, ich im Dunkeln nicht mehr spazierengehen kann oder vom Restaurant zu Fuß nach Hause. Und erst recht, wenn es irgendwo weh tut!
    Gerade in Deutschland verblüfft es mich immer wieder, wie hinreißend die Menschen lächeln können – sie tun es nicht so häufig wie in Asien oder Brasilien, aber sie tun es, wenn ich wirklich offen bin. Ich glaube, wir verschließen uns hier auch sehr schnell. Und was die Früchte angeht: Nicht mal frische Maracuja, Mango oder Jaca können mit Erdbeeren oder Himbeeren mit Schlag oder einer reifen Aprikose vom Baum mithalten. Letzteres gibt es leider nur mit eigenen Baum!
    Lass dir die Heimat schmecken!
    Liebe Grüße
    Steffi

    1. says: Steffi

      Hallo Steffi,
      das hast Du wunderbar geschrieben.
      Klar es gibt auch viel gutes in Deutschland und vieles Worauf ich mich nach einer Reise freue. Auch dazu habe ich mich in einem Artikel ausgelassen.
      Wir sollten uns viel mehr vom Reisegefühl bewahren und auch zu Hause offen und lächelnd auf die Menschen zu gehen
      Und vielleicht gibt es dann auch eines zurück 😉
      Liebe Grüße
      Steffi

  4. Hach, seint ein paar Tagen von einer 17-monatigen Weltreise zurück, kann ich das alles sehr gut nachvollziehen. Kein Lachen mehr, keine willkürlichen Unterhaltungen mit Fremden, Früchte die nicht schmecken und ne Erkältung, weil ich in Flip Flops rumgelaufen bin und vergessen habe, Schuhe anzuziehen…. So gehts. Ich habe keine Ahnung, ob ich mich wieder einfügen kann (und will?). Wir werden es sehen… Und ja, Einkaufen am Sonntag ist doof.

    1. says: Steffi

      Hallo Sarah,
      mir ging es schon nach neun Monaten so. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es sich nach 17 Monaten anfühlt.
      Ich werde ganz sicher wieder aufbrechen, denn so richtig habe ich mich auch zwei Jahre später noch nicht eingelebt 🙂
      Ich wünsch Dir ein gutes Ankommen und das Du Deinen Weg findest.
      Ich finde Deinen Blog übrigens großartig!
      Viele Grüße
      Steffi