Wibke hat ihr Herz an Afrika und besonders Ghana verloren.
Sie war während ihres Studiums zur Freiwilligenarbeit in Ghana und hat jede Menge zu erzählen.
Wie organisiere ich so etwas, was kommt auf mich zu?
Wie hat sie die ersten Tage erlebt?
Und für wen ist Freiwilligenarbeit überhaupt etwas?
Hier gibt es das sehr interessante Interview mit Wibke vom Blog Sonnenstrahlenmomente.
Stell Dich doch bitte kurz vor.
Hallo, ich bin Wibke, fast 30 Jahre alt, Bloggerin auf Sonnenstrahlenmomente und Gründerin von der Non Profit Organisation Amebii Ghana e.V und dem dazugehörigen Projekt Kronkorken helfen.
Das Reisen und das Kennen lernen von mir noch fremden Kulturen und neuen Menschen fand ich schon immer faszinierend, vor allem in Bezug auf den afrikanischen Kontinent.
So kann ich meine Leidenschaft und meine Arbeit, sei es die ehrenamtliche für unseren Verein oder mein Job als Leiterin eines Integrationskurses für Flüchtlinge, perfekt miteinander vereinen.
Wie kamst Du auf die Idee an einem Freiwilligenprojekt im Ausland teilzunehmen?
An der Uni in Landau habe ich Grundschulpädagogik mit Nebenfach Englisch studiert. Damals hieß es, es wäre besser, wenn man einen längeren Auslandsaufenthalt vorweisen könnte.
Ich hatte also die Wahl zwischen einem englischsprachigen oder französischsprachigen Land. Einfach nur Urlaub machen kam für mich nicht in Frage und ich wollte die Zeit, die ich im Ausland sein würde, sinnvoll nutzen.
Da ich mich schon damals sehr für Entwicklungszusammenarbeit interessierte setzte sich immer mehr der Gedanke fest, an einem Freiwilligenprojekt teilzunehmen.
Meiner Meinung nach konnte ich somit all das miteinander verbinden, was ich mir von einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt vorstellte – ein neues Land mit seiner Kultur und seinen Menschen kennen lernen, etwas zurück geben und das Gefühl zu haben, etwas sinnvolles zu tun und nicht nur am Strand abzuhängen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Ein Freiwilligenprojekt erschien mir damals vor sieben Jahren als die für mich beste Möglichkeit.
Wie/Wo hast Du nach Projekten gesucht und wo hast Du das für Dich passende Projekt gefunden?
Die Möglichkeiten, solche Projekte zu finden, sind schier grenzenlos. Ich habe ganz klassisch zuerst einmal sämtliche Seiten im Internet durchforstet, was aber dazu geführt hat, dass ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen habe.
Ein Projekt klang besser und spannender als das andere und irgendwann hatte ich so viele potentielle Projekte auf meiner Liste stehen, dass ein einziges Chaos herrschte. Also musste erst einmal alles geordnet und selektiert werden.
Für mich mussten ein paar Voraussetzungen gegeben sein. Zum Beispiel war es mir wichtig, mit anderen Volunteers zusammen zu leben, sodass ich mich über die Ereignisse und Erlebnisse während des Freiwilligendienstes mit ihnen austauschen konnte.
Zudem hatte ich die Hoffnung, ein Projekt zu finden, bei dem die Volunteers wirklich gebraucht und sinnvoll eingesetzt werden. Letztendlich bin ich dann durch eine ehemalige Nachbarin, die ebenfalls ein Freiwilligenprojekt unterstützt hatte, auf die Projekte in Ghana gestoßen.
Hast Du alles selbst organisiert oder bist Du über eine Organisation unterwegs gewesen?
Da es meine erste Reise nach Westafrika war entschied ich mich dazu, den Freiwilligenaufenthalt über eine Organisation zu machen.
Damals erschien mir das der beste Weg, da so gewährleistet war, dass bei Problemen oder anderen unvorhergesehenen Dingen immer ein Ansprechpartner vor Ort war, der einem mit Rat und Tat zur Seite stand bzw. stehen sollte.
Rückblickend würde ich einen solchen Aufenthalt aber wohl nicht mehr über eine Organisation machen, sondern selbst organisieren.
Gab es organisatorische Hürden? Welche?
Organisatorische Hürden gab es nicht wirklich. Von der Freiwilligenorganisation bekamen alle Teilnehmer eine Informationsbroschüre, in der aufgelistet war, was man alles beachten sollte und was für die Reise wichtig ist.
Zudem wurde auch das Visaverfahren haarklein erklärt. Einzig um diverse Versicherungen, einen Flug und vorgeschriebene Impfungen musste ich mich selbst kümmern.
Freiwilligendienst in Ghana – Erzähl mir und meinen Lesern etwas über das Projekt.
Da ich zur Zeit des Freiwilligendienstes mitten in meinem Grundschulpädagogik-Studium steckte war es mir wichtig, eben auch als Volunteer an einer Schule zu unterrichten. So konnte ich das Bildungswesen in Ghana kennen lernen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten feststellen und mit Kindern arbeiten.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass es im ersten Projekt, in dem ich war, zu einigen Unstimmigkeiten kam und ich dann das Projekt gewechselt habe.
Nach dem Wechsel unterrichtete ich mehrere Wochen jugendliche Mädchen und ihre Kinder. Die Arbeit mit den jungen Frauen war wirklich interessant, hatte aber nicht allzu viele Gemeinsamkeiten mit dem Berufsalltag, den ich in Deutschland haben würde.
Die letzten zwei Monate unterrichtete ich dann an einer staatlichen Grundschule. Besonders diese Zeit hat mich sehr geprägt, da der Grundschulalltag dort so anders ist, als wir ihn von Deutschland kennen. Sehr oft kam ich an meine Grenzen, musste improvisieren und Dinge bzw Unterrichtsmethoden, die ich sofort geändert hätte, wenn ich es gekonnt hätte, hinnehmen und mich so in den ghanaischen Schulalltag eingewöhnen und an die örtlichen Gegebenheiten anpassen.
Das klingt erstmal hart, aber genau solche Projekte, bei denen man das ein oder andere Mal über den Tellerrand schauen muss und die nicht immer so laufen, wie man es vielleicht gerne hätte, sind es, die einen Freiwilligendienst ausmachen. Denn durch sie lernt man, man wächst an ihnen und man reflektiert die Kultur des Landes und die eigene viel mehr.
Wie waren die ersten Tage?
Die ersten Tage in Ghana und dem Projekt waren sehr speziell.
Erstmal musste ich mich eingewöhnen und mit den Bedingungen vor Ort zurecht kommen.
Es prasselten so viele verschiedene Eindrücke auf mich ein, die es zu ordnen galt, bevor ich mich voll und ganz auf das Land und das Projekt einlassen konnte.
Sobald die Eingewöhnungsphase rum war gefiel es mir richtig gut und ich konnte gerade auch im Projekt auch viele Unterrichtsmethoden ausprobieren
Wo und wie hast Du während des Projekts gewohnt?
Während der knapp vier Monate, die ich in Ghana war, habe ich zusammen mit anderen Freiwilligen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in einem Volunteer-Haus gewohnt.
Das war wirklich perfekt, da man sich so austauschen konnte, man an den Wochenenden oder während der Schulferien zusammen durch das Land reisen konnte und man direkt Anschluss hatte.
Unser Haus lag relativ zentral in Accra, der Hauptstadt Ghanas, und von dort kamen wir gut überall hin.
Freiwilligendienst Ghana – Was hat das ganze gekostet?
Da ich den Auslandsaufenthalt über eine Organisation gemacht hatte, war das Ganze ziemlich teuer.
Flüge, Impfungen, das Visum, aber auch der Aufenthalt im Volunteer-Haus, die Tro-Tro- Fahrten (Tro-Tros sind Kleinbusse, mit denen man dort überall hin fahren kann), Essen und Trinken und Ausflüge an den Wochenenden mussten selbst gezahlt werden.
Da ich fast vier Monate in Accra war, läpperte sich das. Zwar ist das tägliche leben in Ghana nicht allzu teuer und für den kompletten Zeitraum reichten damals noch gut 1000 Euro. Hinzu kam aber noch der ganze Rest, was am Ende einen Gesamtpreis von 4000 – 5000 Euro ergab.
Warst Du schon vorher alleine auf Reisen?
Bevor ich 2008 als Volunteer nach Accra ging war ich bereits alleine auf Reisen. Kurz vor dem Abitur machte ich eine Sprachreise in La Rochelle in Frankreich und einige kürzere Reisen übers Wochenende.
Ich konnte also vor dem vergleichsweise längeren Auslandsaufenthalt schon Erfahrungen im alleine reisen sammeln.
Welches war Dein schönstes Erlebnis, Alleine auf Reisen?
Das schönste Erlebnis kann ich gar nicht benennen.
Ist man alleine auf Reisen gibt es so viele schöne Momente, die in Erinnerung bleiben oder die etwas magisches und besonderes haben, dass es schwer fällt, ein einziges Erlebnis heraus zu picken.
Aber sicher gehören die spontane Einladung zu einer Beerdigung in Accra und der Wochenendausflug zu den Wli-Wasserfällen in Hohoe zu den schönsten Erlebnissen.
Welche Tipps kannst Du anderen Mädels geben, die Lust auf Freiwilligendienst in Ghana haben?
Interessierst du dich auch für einen Auslandsaufenthalt mit Freiwilligenarbeit solltest du zuerst über dich selbst reflektieren und deine eigene Motivation herausfinden – worum geht es dir bei der Freiwilligenarbeit, möchtest du wirklich vor Ort helfen oder geht es schlicht darum, eine längere Auslandsreise zu rechtfertigen?
Siehst du die Freiwilligenarbeit als Chance, gehst reflektiert an das Projekt heran, befasst dich kritisch mit Themen wie Rassismus, bist flexibel und kannst dich an das Leben vor Ort anpassen?
Du siehst den Freiwilligeneinsatz als Chance zur kulturellen Verständigung und nicht primär als „ich möchte die Welt verbessern“?
Dann kann das Ganze zu einem wirklichen Abenteuer werden, bei dem ein Mehrwert für beide Seiten – also für dich und das Projekt bzw. die Menschen vor Ort – entsteht.
Wenn du auf der Suche nach weiteren Tipps und dem Für und Wider von Freiwilligenarbeit bist, schau mal in meinen Artikel „Warum Freiwilligenarbeit gut überlegt sein sollte“ rein. Dort findest du alles ausführlich zusammengefasst.