Heute geht es ums alleine reisen und in mein Lieblingsland. Wie organisierst Du Deine Au Pair Zeit in Neuseeland? Wer sucht eigentlich die Familie aus und was für Erfahrungen mache ich während meines Jahres?
Patricia berichtet über ihre spannende Zeit, ihre Erfahrungen und hat Euch Tipps für Euer Au Pair Neuseeland Abenteuer mitgebracht.
Hallo Patricia, stell dich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Patricia Keller, ich bin 21 Jahre alt, komme aus dem Südlichen Baden Württemberg und studiere derzeit in Lübeck. Im Juni 2014 bin für 1 Jahr nach Neuseeland gereist um 9 Monate das Au Pair einer Neuseeländischen Familie zu sein. Die restlichen 3 Monate meines Auslandsjahres bin ich in Neuseeland, Australien und Rarotonga gereist.
Wie kamst du auf die Idee als Au Pair ins Ausland zu gehen?
Diese Idee hat sich bereits vor vielen Jahren in meinen Kopf gesetzt. Ich war 13 als eine Fernsehserie raus kam bei der Jugendliche und junge Erwachsene bei ihrem Auslandsaufenthalt mit der Kamera begleitet werden, sei es Work and Travel, Au Pair oder ein FSJ im Ausland. Schon da hat mir die Idee vom Au Pair Sein gefallen und für mich war klar, nach meinem Schulabschluss möchte ich für eine längere Zeit ins Ausland gehen.
Warum hast du dich für Neuseeland entschieden?
Ich wollte gerne in ein Land mit landschaftlicher Vielfältigkeit. Wohnt man für einige Zeit in einem fremden Land, möchte man ja auch was erleben, die Kultur kennen lernen und verreisen.
Da bietet Neuseeland gute Möglichkeiten, man kann in so kurzer Zeit das gesamte Land kennen lernen, es hat einen guten Ruf was die Mentalität der Neuseeländer angeht und das schönste Ende der Welt soll es auch noch sein. Also viel die Wahl auf Neuseeland.
Warst du schon vorher alleine auf reisen? Wo? Warum nicht?
So wirklich alleine, wie nach und in Neuseeland bin ich vorher noch nicht gereist. Ich wollte jedoch schon mit 4 Jahren die Welt entdecken und bin überall hin mit gegangen wohin mich meine Verwandten und Freunde mit genommen haben. So in den letzten Jahren bin ich dann viel mit meiner Schwester oder mit meinen besten Freunden verreist.
Ich glaube ich hatte bis dahin auch immer jemanden der mit mir mit fahren wollte, so dass sich das nie ergeben hat dass ich mein geplantes Ziel alleine bereist habe.
In Neuseeland war das anders. Ich sah es irgendwie als Aufgabe für mich, alleine zu verreisen. Es war MEINE große Reise, die ich gestalten wollte wie ich es mir vorgestellt habe und bei der ich auf niemanden Rücksicht nehmen musste. Ich war erstaunt wie sehr mich diese Reise hat wachsen lassen.
Hast du alles selbst organisiert oder bist du über eine Organisation unterwegs?
Die 9 Monate als Au Pair habe über eine Organisation geplant. Die restlichen 3 Monate habe ich selber von Neuseeland aus geplant.
Ich muss sagen ich bin auch wirklich froh über meine Entscheidung, mit einer Organisation zu gehen. Es war viel Arbeit, die man bei manch anderen Organisationen oder Internetportalen nicht hat, aber die habe ich gerne in Kauf genommen. Meine deutsche Organisation (AIFS) hat mir den Flug gebucht und mir organisatorisch geholfen. Über diese wurde ich der Neuseeländischen Organisation (AuPairLink) vermittelt, die die Orientierungstage in Neuseeland verantstaltet hat und mir bei Fragen zur Seite stand.
Je nachdem wie alt die Kinder sind, musste man sogenannte „Learning Stories“ einmal im Monat schreiben. Außerdem wurde ich mindestens einmal im Monat von meiner Betreuerin besucht und konnte an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen man während der Arbeitszeit andere Au Pairs mit ihren Kindern trifft oder sich in der Freizeit einfach mit anderen zum Kaffee trifft.
Gab es organisatorische Hürden? Welche?
Es gibt eine Menge vorzubereiten und zu organisieren, läuft alles wie geplant so sollte keine Hürde entstehen. Bei mir gab es nur ein Problem, mein Familie hat mich zu einem Zeitpunkt gebraucht zu dem meine Organisation nicht geflogen ist, so musste ein außerplanmäßiger Flug für mich organisiert werden und die Orientierungstage verlegt werden. Diese hatte ich dann erst 7 Wochen nach meiner Ankunft, sonst hat man diese noch bevor man in die Familie kommt.
Bevor es jedoch dazu kam gab es keine Probleme, es hat nur sehr lange gedauert bis ich alle Dokumente zusammen hatte und sie der Richtigkeit entsprachen. (Visum, Referenzen (gewisse Anzahl von Kinderbetreuung Stunden), internationaler Führerschein, polizeiliches Führungszeugnis, Ärztlicher Attest und noch einiges mehr).
Außerdem musste ich ein Video über mich drehen, Fotokollagen, ein Brief an meine noch unbekannte Gastfamilie und noch mehr erstellen. Das hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Hinzu kam noch ein Englisch Interview mit einer Mitarbeiterin der Organisation, um meine Englisch Kentnisse zu testen und einen ersten Eindruck von mir zu bekommen. Über dieses Interview wird dann ein Bericht geschrieben, den die Gastfamilien später zu sehen bekommen.
Au Pair Neuseeland: Konntest du bei der Auswahl „deiner“ Familie mitbestimmen?
Ja ich konnte mitbestimmen.
Die Dokumente, Bilder, alle Infos über dich (inkl. der Bericht des Interviews) und dein Video werden auf deiner, von der Organisation für dich erstellten Website hochgeladen.
Sobald man von der Organisation freigeschalten ist (sobald also alles vollständig ist und dein Interview gut gelaufen ist), können die angemeldeten Gastfamilien deine Seite begutachten. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir auch Profile von verschiedenen Familien anschauen, ich konnte jedoch nur Smilies verschicken um sie auf mich aufmerksam zu machen. Es war dann Aufgabe der Familie den ersten Kontakt herzustellen.
Ist das getan, so haben die meisten Familien ziemlich schnell einen Termin zum Skypen ausgemacht. Ich habe insgesamt mit 7 Familien geskypet bis ich meine Gastfamilie gefunden habe. Bei diesem oder weiteren Gesprächen sollte man unter anderem sich selbst einen Eindruck der Familie verschaffen und viele Fragen stellen. Passt es nicht so konnte ich auch ohne Probleme sagen dass ich mir die Arbeit in ihrer Familie nicht vorstellen kann. Man muss also keine Familie nehmen bei der man kein gutes Gefühl hat!
Hattest du vor deiner Abreise schon Kontakt zu deiner Gastfamilie?
Mit meine Familie habe ich zwei mal geskypet bevor sie mir das Job Angebot geschickt haben. Das war ca. 2 Monate bevor ich zu ihnen gereist bin. In dieser Zwischenzeit haben wir nochmals mehrmals geskypet und viele Emails geschrieben um offene Fragen zu beantworten und um sich einfach noch besser kennen zu lernen. Ihr derzeitiges AuPair konnte mir auch viele Fragen beantworten. Auch solche wie: „Was für Kleidung braucht man im Sommer?“.
Welches war ein schönstes Erlebnis während deiner Zeit als Au Pair in Neuseeland?
Natürlich könnte ich jetzt schreiben, der Moment in dem mein Gastkind das erste Mal „I love you Trishi!“ gesagt hat, aber für mich gab es so viele Momente die einfach wundervoll waren, nicht nur zusammen mit meiner Gastfamilie, auch mit meinen Freunden und unterwegs in Neuseeland. Wenn ich so darüber nachdenke kann ich sagen, dass ein Tag besonders schön war, mein Geburtstag!
Es war ein Sonntag und ich musste nicht „arbeiten“, morgens um 7 Uhr kam mein Gastkind in mein Zimmer rein gestürmt, eine Grußkarte in der Hand und rufend: „HAPPY BIRTHDAY TRISHI; HAPPY BIRTHDAY!!!“.
Hinterher kam meine Gastmutter und hat mir ein Tablett mit einem super leckeren Frühstück, was zum lesen und Blumen gebracht! Ich hatte noch nie zuvor Frühstück im Bett. Den Tag habe ich dann mit meiner Gastfamilie verbracht. Wir waren noch essen und haben zusammen einen Kuchen gebacken.
Am Nachmittag bin ich dann noch spontan mit meinen Freunden an den Strand gefahren. Es gab ein großes Picknick, alle hatten was mit gebracht. Wir hatten so viel Spaß an diesem Nachmittag, es war wirklich einer der besten.
Ging auch mal was richtig schief? Wie bist du damit umgegangen ?
Es gibt einenTag den ich nicht zu den glücklichen dazu zähle, an diesem Tage hatte ich einen kleinen Unfall mit dem Auto meiner Gastfamilie. Es ist zum Glück nichts schlimmes passiert, aber es ist trotzdem einfach ein Ereignis was man nicht unbedingt erleben möchte.
Ich hatte und habe immer noch eine wirklich sehr gutes Verhältnis zu meinen Gasteltern, so dass sie mir auch überhaupt nicht böse waren. Für sie war das Einzige was zählte, dass es mir gut geht. Sie haben sogar Witze darüber gemacht und haben alles mit Humor genommen. Das hat mir in dieser Situation wirklich geholfen, da ich ziemlich aufgelöst war und mir das Ganze einfach nur so Leid getan hat.
Du bist in Neuseeland auch gereist. Welche drei Orte haben dir am besten gefallen und warum?
Sich auf 3 Orte fest zu legen ist wirklich nicht leicht!
Einen Ort den ich liebe, ist Wellington! Ich habe am Rand von Wellington gewohnt und an vielen Wochenenden diese Umgebung erkundet. Die Stadt ist unglaublich faszinierend und vielfältig. Mit einem Eis in der Hand an der Waterfront entlang zu schlendern oder in der Cuba Street in einem schönen Café zu sitzen ist einfach wunderbar.
Wellington hat viel zu bieten, ich könnte noch viel mehr aufzählen! Was aber noch zu erwähnen ist, ist die Südküste Wellingtons, ein Wanderweg an der Küste führt zu den „Red Rocks“ und zum „Devil´s Gate“, dort lässt sich vor allem im Winter einer Seehundkolonie nieder. Die Szenerie ist unbeschreiblich schön und es kommt auch mal vor dass man von dort aus ein paar Schwertwale sieht, dafür braucht man aber eine extra Portion Glück!
Mein zweiter Lieblings Ort liegt auch auf der Nordinsel (Ja die Nordinsel kann mit der Südinsel mit halten!) und ist ein Muss und sehr beliebt bei jedem der gerne wandert. Vom Mt. Tongario hat man einen spektakulären Blick bis zum 200km entfernten Mt. Taranaki in die eine Richtung und über den Lake Taupo in die Andere.
Die Kraterseen auf dem Tongario Komplex sehen mit ihrer intensiven Farbe in mitten des Vulkan Gebietes einfach nur unwirklich aus, man ist bei dem Anblick einfach nur Sprachlos. Zusammen mit 3 Freundinnen bin ich das Tongario Crossing in 9 Stunden gelaufen. Das Crossing ist ein Teil des Tongario Circuit, einer der Great Walks von Neuseeland.
Der letzte Ort befindet sich auf der Südinsel. Von Queenstown aus kann man auf den Ben Lomond laufen. Der Berg ist 1748m hoch und bietet einen rundum Blick auf die Alpen von Neuseeland. Ich habe diese Wanderung während meines Südinsel Trips gemacht, bei dem ich alleine unterwegs war.
Ich bin also auch alleine auf diesen Berg gestiegen. Am Anfang hatte ich noch daran gezweifelt, ob ich überhaupt den Gipfle erreichen werde, da der Anstieg extrem steil ist, aber ich habe es geschafft und bin ziemlich stolz drauf! Alleine der Ausblick war die Anstrengung wert!
Welche Tipps kannst du anderen Mädels geben, die Lust auf einen Au Pair Aufenthalt in Neuseeland haben?
Ich kenne einige Au Pairs die mit der gleichen Organisation nach Neuseeland gereist sind wie ich, einige waren mehr andere weniger begeistert. Ich habe auch von anderen Organisationen Gutes und sehr Schlechtes gehört und kenne auch Mädels die ohne Organisation nach Neuseeland sind und bei denen das auch geklappt hat.
Da scheiden sich wirklich die Geister, man kann Glück haben oder halt auch nicht. Ich hatte Glück mit meiner Familie, die ist super lieb, hat mich immer unterstützt und hat mich bei der Erziehung ihres Sohnes auch ein bisschen von der Leine gelassen. Ich habe also auch keine wirkliche Unterstützung meiner Organisation gebraucht weil nie wirkliche Probleme aufgetreten sind, die ich nicht selber mit meiner Familie regeln konnte.
Meine Betreuer (Ich hatte insgesamt 4, da es einen sehr starken Wechseln inerhalb der Organisation gab, und eigentlich sollte man nur eine haben) waren nicht gerade die Besten aber sonst kann ich eigentlich nichts Schlechtes über meine Organisation sagen.
Es kommt darauf an, was ich mir von meinem Au Pair Aufenthalt in Neuseeland verspreche. Man sollte sich die Organisationen und die dazu gehörigen Partnerorganisationen in dem jeweiligen Land sehr gut anschauen und sich informieren, in wie fern sie an deinem Alltag als Au Pair beteiligt sind.
Möchte man die Möglichkeiten geboten bekommen auch Kurse zu belegen die positiv zur Erziehung der Kinder beitragen oder möchte man eigentlich in Ruhe gelassen werden? Möchte man sich mit den Pädagogischen Aspekten der jeweiligen Kultur auseinander setzten oder reicht mir der Eindruck der Kultur denn ich in meinem Alltag vermittelt bekomme? Möchte ich Veranstaltungen organisiert bekommen bei denen ich viele neue Leute kennen lerne oder nehme ich das lieber selber in die Hand?
Das sind so mögliche Fragen die man sich vielleicht stellen könnte. Es ist aufjedenfall eine individuelle Entscheidung die man treffen muss ob man mit einer Organisation geht oder nicht. Solange alles gut läuft, braucht man sie nicht, geht aber alles den Bach runter, man steht auf der Straße und braucht ein neues Zuhause so ist eine Organisation ziemlich hilfreich, nur leider kann man das ja vorher nicht wissen.
Bevor man sich eine Familie sucht, sei es über eine Organisation oder über ein Internetportal, so empfehle ich, sich vorher einmal gründlich zu überlegen wie lange ich im Ausland bleiben möchte. Fliegt man mit einer Organisation so gilt das Rückflugticket nur 1 Jahr.
Möchte ich in diesem Land aber gerne noch viel Reisen? Gibt es andere Länder die ich in meinem Auslandsjahr noch bereisen möchte? Wie lange möchte ich dann Au Pair sein? Bei einem 12 Monate Vertrag hat man lediglich ca. 4 Wochen Urlaub, reicht mir das zum Reisen oder gehe ich nicht doch nur 10 oder 9 Monate in eine Familie und habe dann noch ein paar Wochen Zeit die ich dazu nutzen kann das Land zu erkunden. 4 Wochen sind nicht viel!
Und hat man sich einmal für einen Zeitraum entschieden so ist es wichtig, den auch durch zu setzten. Normalerweise gibt man diesen an, die Familien versuchen aber trotzdem dich dazu zu bewegen so lange zu bleiben wie es ihnen am besten passt. Entweder man einigt sich dann oder die Familie ist einfach nicht die Richtige! Es ist schließlich dein Jahr, welches du so gut es geht nutzen willst.
Ein weiterer Tipp von mir ist es, sich zwar einen groben Überblick von dem gewünschten Land zu verschaffen, sich jedoch nicht festzulegen zu welchen genauen Zielen man reist. Von den besten Orten erfährst du vor Ort. Hast du dann deine ganze freie Zeit schon verplant, fehlt dir die Zeit für die wirklich spannenden Dinge.
Oftmals stellt sich auch heraus, dass deine schon vorher festgelegten Zeile gar nicht so toll sind wie du es dir vorgestellt hast, stattdessen erfährst du von Einheimischen oder Reisenden von unbekannten Orten die in keinem schon 10 000 mal gedruckten Reiseführer stehen. Also halte dir deine Zeit offen und plane wenn du dort bist!
Vor Ort ist es wichtig sich wichtig sich ein soziales Umfeld auf zu bauen. Nicht nur deine Gastfamilie beeinflusst dein Auslandsjahr, auch Freunde und Bekannte können es zu einem unvergesslichen machen. Also such den Anschluss zu anderen Au Pairs und auch zu Einheimischen, sogar die Leute vom Supermarkt oder vom Fitnesstudio werden dich später bei Namen nennen können!