Was meinst Du?
Ich mag die Stimmung rund um Weihnachten.
Weniger das Gedränge und Geschubse in der Stadt auf der Jagd nach Geschenken, als vielmehr die gemütliche, kuschelige, heimelige Stimmung. Tee, Kerzen, Zeit mit Freunden und der Familie! Das ist für mich Weihnachten. Ohja und kalt muss es sein. Toll wenn Schnee liegt!
Um die Weihnachtszeit herum werde ich ganz gerne etwas melancholisch. Ich mag die Geschichten rund um die Weihnachtszeit. Zum Beispiel die Geschichte vom Allerkleinsten Tannenbaum oder die von den Vier Kerzen.
Eine meine liebsten und auch eine der traurigsten Geschichten ist wohl die vom „Mädchen mit den Schwefelhölzern“, die auch rund um Weihnachten immer irgendwo auftaucht.
Und in irgendeiner Weihnachtszeit, in dem ganzen Geschichtenwirrwarr habe ich die Geschichte gefunden, die ich Dir hier zeigen möchte:
Aber vorher interessiert mich noch Deine Meinung: Gibt es den Weihnachtsmann?
Weihnachtsgeschichte
Vor über 100 Jahren schrieb die achtjährige Virginia O’Hanlon aus New York an die Tageszeitung „Sun“ folgenden Brief:
Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der „Sun“ steht, ist immer wahr. Bitte, sagen sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?
Die Sache war dem Chefredakteur Francis P. Church so wichtig, dass er selbst antwortete, und zwar auf der Titelseite der „Sun“:
Liebe Virginia,
Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen. Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können.
Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört.
Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Es gibt ihn so gewiss wie Liebe und Großherzigkeit und Treue.
Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein.
Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe!
Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie, gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig.
Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen.
Es gibt einen Weihnachtsmann. Sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.
Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen?
Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts.
Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar.
Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie.
All die Wunder zu denken, geschweige sie zu sehen, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst. Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen.
Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann.
Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften.
Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein.
„Ist das denn auch wahr?“ kannst Du fragen.
Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist beständiger.
Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben.
Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnacht, Virginia.
Dein Francis P. Church
Der Briefwechsel zwischen Virginia O´Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem Jahr 1897. Er wurde über ein halbes Jahrhundert bis zur Einstellung der „Sun“ 1950 alle Jahre zur Weihnachtszeit auf der Titelseite abgedruckt.
Ich mag dieses praktizierte Gutmenschentum an Weihnachten überhaupt nicht.
Auch wenn deine Gedanken (und die Gedanken, die der Chefredakteur damals von sich gegeben hat) wahr und wichtig sind – einmal im Jahr sich dessen bewusst zu werden, reicht halt nicht.
LG
Sabienes
Hallo Sabienes,
ich stimme Dir da vollkommen zu.
Einmal im Jahr ist viel zu wenig. Viel häufiger, eigentlich ständig sollte man sich dessen bewusst sein.
Trotzdem finde ich es eine schöne Geschichte, die gerade auch ein wenig zum Nachdenken anregen soll.
Grüße
Steffi