Autofriedhof Kyrkö Mosse – Wenn Autos Geschichten flüstern

Still liegt der Wald. Moos bedeckt die Dächer rostiger Käfer, durch zerbrochene Frontscheiben wachsen Birken. Es riecht nach Erde, nach Metall, nach Vergangenheit. Willkommen am Autofriedhof von Kyrkö Mosse.

Ein Ort zwischen Verfall und Poesie

Manche Orte sind leise – und gerade deshalb so laut. Der Autofriedhof bei Ryd in Südschweden ist so ein Ort. Hier rosten seit Jahrzehnten alte Autos vor sich hin, mitten im Wald, mitten im Moor. Und irgendwie passt es.

Ich war schon auf vielen Wanderungen, habe Seen umrundet, Wälder durchquert – aber hier war das Gefühl ein anderes. Als würde man durch ein stilles Museum der Zeit gehen. Nur ohne Glas, ohne Absperrung. Alles offen, alles echt.

Ein Mann, ein Moor – und über 100 Autos

Der Ursprung dieses ungewöhnlichen Ortes geht zurück auf Åke Danielsson, einen ehemaligen Torfarbeiter, der sich in den 1950er-Jahren hier niederließ. Statt den Boden weiter auszugraben, begann er, alte Autos zu sammeln – zunächst als Ersatzteillager, dann einfach, weil er sie nicht mehr wegbrachte.

Mit der Zeit wurden es immer mehr: Volvo, Saab, amerikanische Straßenkreuzer, Lastwagen, Mopeds. Einige aus den 30er-Jahren, viele aus den 50ern und 60ern. Keine Technikschau, kein glänzendes Blech – sondern Rost, Risse, Natur. Und genau das macht diesen Ort so besonders.

Allein unterwegs – und doch verbunden

Ich bin mit Alex, meiner Reisebekanntschaft, unterwegs. Wir kommen gemeinsam an – und verlieren uns dann ganz bewusst im Gelände. Jede von uns geht ihren eigenen Weg zwischen den Wracks, lässt die Stimmung auf sich wirken, bleibt mal länger stehen, entdeckt andere Details.

Als ich tiefer in den Wald eintauche, wird es still. Die Geräusche draußen verschwinden. Nur noch das Knirschen unter meinen Füßen – alte Blätter, zerbrochenes Glas, ein rostiger Rückspiegel im Gras.

Ich bleibe vor einem Auto stehen. Moos bedeckt die Motorhaube, der Lack ist kaum noch zu erkennen. Und doch frage ich mich:

Wer ist damit wohl mal losgefahren? Wohin? War es eine Familie? Ein junger Mann auf dem Weg zur Arbeit? Eine Frau, die ein neues Leben suchte?

Manche Autos stehen da mit offenen Türen – als seien die Insassen einfach ausgestiegen, durch den Wald gegangen, und nie zurückgekommen.

Andere stehen in Reih und Glied, wie ein Stau mitten im Wald. Nur dass hier niemand hupt. Niemand ungeduldig ist. Als hätten die Menschen sich irgendwann entschieden, die Autos einfach stehen zu lassen – und weiterzugehen.

Es ist, als würden diese Wracks Geschichten in sich tragen. Geschichten, die keiner mehr erzählt, aber die man noch spüren kann, wenn man nur lang genug hinschaut.



Vergänglichkeit zum Anfassen

Kyrkö Mosse ist kein Lost Place im klassischen Sinne. Es ist eher ein Denkmal – für das, was vergeht. Für das, was bleibt. Für das, was die Natur sich irgendwann zurückholt.

Hier wird nichts künstlich erhalten. Der Regen fällt auf offene Motorhauben, das Laub rieselt durch offene Fenster, und der Rost frisst sich still weiter. Es ist eine Schönheit im Vergehen. Und gleichzeitig auch eine Erinnerung: Nichts ist für immer – und das ist okay.

Mein Fazit: Wenn du still wirst, hörst du mehr

Ich bin lange geblieben. Habe geschaut, gestaunt, gelauscht. Dieser Ort erzählt keine schnellen Geschichten – aber viele kleine, wenn du sie hören willst.

Der Autofriedhof Kyrkö Mosse hat mich entschleunigt. Mich erinnert. Mich bewegt. Vielleicht, weil ich gern losfahre – aber auch weiß, dass es manchmal gut ist, stehen zu bleiben. Und einfach zu beobachten, was war. Was ist. Und was sich verändert.

Praktische Tipps für deinen Besuch

  • Lage: Der Autofriedhof Kyrkö Mosse liegt bei Ryd in der Region Småland (Nähe Tingsryd).
  • Anfahrt: Gut ausgeschildert, kostenlose Parkplätze vor Ort.
  • Eintritt: Kostenlos, Spenden sind möglich und erwünscht.
  • Dauer: Plane ungefähr eine Stunde für deinen Besuch ein – es gibt viel zu entdecken.
  • Hinweis: Bitte nichts anfassen oder mitnehmen – der Ort lebt davon, dass er bleibt, wie er ist.
  • Tipp: Kamera mitnehmen, früh morgens oder spätnachmittags für besonderes Licht
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